Sicheres Outdoor-Training: Ein Baum ist kein Aerial Rig (Teil 2)

16. Mai 2021 | News

Die meisten Menschen außerhalb unserer Aerial-Bubble kennen die Kunst der Luftakrobatik höchstens aus dem Zirkus oder Fernsehen. Da kommt es schon vor, dass sie beim Spazierengehen im Park stehenbleiben und uns bestaunen. Doch ist es wirklich eine gute Idee, unsere Kunst von einem Baum baumelnd zu präsentieren?

Nach Teil 1, wo ich auf die Aspekte der Baumgesundheit und Berechnung für sicheres Rigging eingegangen bin, geht es in diesem Teil darum, was direkt beim Training passieren kann – dir selbst oder deinem Umfeld und welche Auswirkungen das auf die Aerial-Community haben kann.

Sturzgefahr

Klar, daran denken wir als erstes: Wir könnten fallen und das sehr unglücklich.  Im besten Fall (im wahrsten Sinne des Wortes) ist ein Knöchel verstaucht, das Schlimmste wäre ein Sturz auf den Kopf.

Fehlende Matte

Ja, die Matte kann auch mal ein Hindernis sein, z.B. wenn man sich wie ich beim Stolpern darüber die Zehe bricht. Und nochmal ja: Auch wenn wir auf eine dicke Crash-Mat fallen, können wir uns böse verletzen. In Ausnahmefällen kann ein Sturz auf einen weichen Boden sogar besser sein. Doch wie gesagt: Das ist eher die Ausnahme.

Baum fäääällt

Okay, okay, wir wollen nicht übertreiben. Den ganzen Baum wird man wohl nicht umhauen. Doch woran die meisten nicht denken: Nicht nur man selbst, sondern auch der Ast kann fallen – und zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit auf uns. Wenn wir nun mitbedenken, dass man sich für vermeintliche Sicherheit den am stabilsten aussehenden, d.h. dicksten Ast ausgesucht hat, sind die Konsequenzen verheerend.

Leider keine Leiter

Auch wenn wir outdoor auf neue komplizierten Wicklungen oder Tricks verzichten, kann immer etwas schiefgehen. Auch bei Abfolgen, die wir unter gewohnten Umständen beherrschen. Gerade outdoor kann uns etwas erschrecken: ein schreiendes Kind, ein hupendes Auto, eine Taube, die in diesen Höhen eigentlich niemanden erwartet und sowieso gern kamikaze-mäßig unterwegs sind … Schon ist man aus dem Konzept gebracht, hat vor Schreck losgelassen oder ist verheddert. Hinzu kommen Nervosität, die Blicke Schaulustiger, vielleicht ein Muskelkrampf.

Im Gegensatz zu einem Studio oder Turnsaal gibt es im Park keine Leiter, die helfend herbeigebracht werden kann.

Umgebung: Kinder & Aerial-Newbies

 Das Silk oder der Hoop sind endlich aufgehängt. Die Aktion ist ja meist schon ein Spektakel für sich. Und dann kommen schon die ersten Fragen von Fremden: „Darf ich auch mal?“ oder „Darf sich mein Sprössling nur mal kurz dranhängen?“ Kinder sehen das Tuch bzw. den Aerial Hoop sowieso meist ganz selbstverständlich als spannende Erweiterung ihres Spielplatzes. Schwupps – einmal nur kurz umgedreht, hängt der Drei-Käse-Hoch schon am Equipment.

Außerdem sind wir Aerialist*innen ein freundliches Völkchen und teilen unsere Begeisterung gerne. Ein Fußknoten oder die „Taube“-Position sind ja schnell erklärt. Was gut gemeint ist, kann unglücklich enden. Die Aerial-SchülerInnen in spe sind meist nicht aufgewärmt, denn „man will ja nur mal kurz probieren“. Körperspannung ist erstmal auch ein Fremdwort oder aber man kann gar nicht so schnell schauen und das neue Talent ist ruck-zuck bis ganz nach oben geklettert. Und jetzt? Runter kommt man immer … nur wie ist die Frage.

Verletzungen oder Unfälle wären für alle Beteiligten tragisch – erst recht, wenn es um Kinder und Jugendliche geht. Davon abgesehen kann es zu rechtlichen Konsequenzen kommen.

Auswirkungen auf die Aerial-Community

Kommt es in so einer Situation zu Unfällen – egal, ob ihr selbst betroffen seid oder Fremde, hat es eine Auswirkung auf unsere gesamte Community. Die Reputation wird leiden, Versicherungsbeiträge steigen und mögliche Auftraggeber für (Werbe-)Engagements abspringen. Das betrifft euch, eure Trainer*innen und professionelle Künstler*nnen, die ihr gerne auch weiterhin auftreten oder in Werbespots sehen möchtet.

Abschließend möchte ich betonen, dass Outdoor-Training nicht per se gefährlich ist. Es gilt allerdings einiges zu beachten. Wenn du auf die zauberhafte Szenerie nicht verzichten möchtest, investiere in eine Expertin bzw. Experten oder ein professionelles, TÜV-geprüftes Aerial Rig.

Stay safe

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